Weihnachtsbräuche
In den wenigen christlichen Familien, die in diesem Land noch leben, steht an Heiligabend ein Mitglied schon um 4 Uhr morgens auf, um vier kleine Äste eines Nussbaums abzuschneiden. Am Abend werden die Äste schräg abgeschnitten und mit Lebensmitteln aus der Natur bestrichen, wie Rahm, Bohnen, Käse, Wein und Schnaps. Daraufhin werden die Äste zu einem Kreuz gebunden und um 21 Uhr gehen alle mit diesem Kreuz vor die Haustür. Nur der älteste Mann bleibt im Haus. Die Familie vor der Tür fragt dann: „(Groß-)Vater, willst du Besuch mit dem Kreuz und den Lebensmitteln bekommen, die Gott gemacht hat?“ Der Mann im Haus antwortet: „Ihr seid alle herzlich willkommen, kommt nur herein!“ Dann beginnt das große Weihnachtsessen bei dem gerne Bohnen, Fisch, Pite mit Kürbis, Salate, Wein und vieles mehr verputzt werden. Am nächsten Weihnachtsmorgen stehen alle dann schon um 5 Uhr morgens auf und gehen mit frischgebackenen Brezeln, Brot und Wein in den Garten, wo der Älteste einen großen Kreis aus Stroh um die Familie legt und ein Kreuz in die Mitte stellt. Es werden gemeinsam Gebete gesprochen und danach werden Feuerwerksraketen in den Himmel geschossen.
Wo wird Weihnachten auf diese eigentümliche Art gefeiert?
In diesem Land stellen Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre die Weihnachtsdekoration selbst her. Man hängt einen Weihnachtsstern ins Fenster und es wird viel gebacken. Am letzten Schultag trifft sich die ganze Schule in der Aula und tanzt singend um den Weihnachtsbaum. Anschließend verteilt ein Weihnachtsmann Geschenke. Am 24. Dezember wird der Weihnachtsbaum geschmückt und das jüngste Mitglied in der Familie darf die Spitze aufsetzen. Man liest gemeinsam die Weihnachtsgeschichte oder geht zum Gottesdienst. Gegen Nachmittag oder am frühen Abend wird fürstlich gespeist. Das Weihnachtsessen besteht oft aus Gänse-, Enten- oder Schweinebraten oder auch aus Fisch oder Schafsfleisch. Dazu kommen Kartoffeln, Rotkohl, Gemüse, Salat, Ananas, braune und weiße Soße. Zum Nachtisch isst man immer Milchreis, in dem eine Mandel versteckt ist. Am Abend tanzt die Familie singend um den Tannenbaum. Am 25. Dezember feiert man den „Jóladagur“. Morgens gehen viele zum Gottesdienst und nachmittags besucht man die Verstorbenen auf dem Friedhof und schmückt ihre Gräber mit selbstgebastelter Dekoration. Am 26. Dezember besucht man Verwandte und Freunde und tanzt am Abend traditionelle Tänze. Aber damit ist Weihnachten noch lange nicht zu Ende. Das Fest dauert in diesem Land ganze 21 Tage lang und wird erst am 13. Januar, dem Zwanzigertag („Tjúgundahalgi“), mit dem Weihnachtskehraus-Tanz offiziell beendet.
Wo wird Weihnachten auf diese Art gefeiert?
In diesem Land ist Weihnachten ein sehr stilles Fest. Man feiert es ruhig im Familienkreis und der Heiligabend ist der Höhepunkt der Feiertage, weil man glaubt, dass das folgende Jahr wie die Christnacht wird. Man nimmt sich an diesem Tag viel Zeit für ein Bad oder die Sauna. Vormittags schmücken die Kinder den Weihnachtsbaum mit Äpfeln, Nüssen, Gebäck, Strohsternen und Spielzeug. Das Weihnachtsessen beginnt, wenn der erste Stern am Himmel zu sehen ist. Vor dem Essen wird gemeinsam gebetet und ein Gotteskuchen herumgereicht. In Bezug auf die zwölf Monate des Jahres oder die zwölf Apostel gibt es ein Zwölf-Gänge-Menü, unter anderem werden Fisch, Suppe, Gemüse, Salat, Obst, Getreidebrei, Kompott, Brot, Gebäck und Wein aufgetischt. Fleisch und Milchprodukte isst man am Heiligabend nicht. Nach dem Essen zieht man Strohhalme unter der Tischdecke hervor. Lange, dicke Halme sagen Glück im kommenden Jahr voraus; dünne, abgebrochene Halme dagegen Unglück. Der Tisch wird an diesem Abend nicht abgedeckt, denn die Seelen der verstorbenen Verwandten sollen ebenfalls davon essen. In manchen Kreisen stellt man ihnen auch Lebensmittel auf das Fensterbrett. Nach dem Festmahl packt man die Geschenke aus, die der Weihnachtsmann gebracht hat. Ab 25. Dezember isst man dann auch wieder Fleisch und am 26. Dezember stattet man Freunden einen Besuch ab.
Wo wird Weihnachten auf diese Art gefeiert?